Meißen im Regen

Beim heutigen Rundgang leitete uns die historische Karte des viel zu früh verstorbenen Meißner Denkmalpflegers Dr. Andreas Christl, das handliche kleine Buch "Das mittelalterliche Meißen" von Werner Schmidt, der Artikel "Der steinerne Judenkopf an der Fleischbankgasse" von Hans-Jürgen Pohl  und natürlich, wie immer, openstreetmap.org.

Am Bahnhof Altstadt überquerten wir den Neumarkt und gelangten auf einem namenlosen Weg zu einem namenlosen Steg über die Triebisch zur Neugasse.  Nach links bis zum Nikolaisteg und über den Lidl-Parkplatz bis zur nächsten Kreuzung, von wo aus die Nikolaikirche, das Zentrum der einstigen Fernhändlergemeinde, gut zu sehen ist. Die jüdischen Fernhändler lebten bis 1349 genau hier, zwischen Nikolaisteg und Nikolaikirche. Hier stand auch ihre Synagoge, mit Bäumen und Vögeln bemalt, was der große Gesetzeslehrer Isaak ben Mose in seinem Werk "Or Zarua" (Aufgehendes Licht - inspirierte das wohl später den Philosophen Jakob Böhme zu seinem Buchtitel "Morgenröte im Aufgang"?) - erwähnte. Er mißbilligte zwar die Bilder, entschuldigte sich aber für seine damalige Freude an ihnen damit, er sei damals, um 1180, noch ein Knabe gewesen.

Nun ging es ein Stück zurück bis zur Einmündung der Görnischen Gasse in die Neugasse. Hier lag das alte Dorf Kirnitz, vor dem späteren Görnischen Tor, das 1929 zur 1000-Jahr-Feier als Kulisse wieder aufgebaut wurde. Es stand gleich hinter dem Gäßchen "Kerbe", das direkt außerhalb der Stadtmauer verlief. Am Hundewinkel bogen wir nach rechts in die Fleischergasse ein und gingen am Rossmarkt wieder nach links. Zwischen Rossmarkt und Gerbergasse verlief früher der alte Mühlgraben, der vor zwei Jahren zum Regenwasserkanal ausgebaut wurde.  Nochmals nach links in die Marktgasse, deren unterer Teil einst "Jüdengasse" hieß und durch das Jüdentor abgeschlossen wurde. Nach wenigen Schritten standen wir vor der einstigen Gasse "Fleischbänke", gngen daran vorüber und sahen beim Umwenden den bärtigen Kopf hoch oben an der Hauswand, der vielleicht vor vielen Jahren das Jüdentor bezeichnete.

Vom Kleinmarkt aus gelangten wir in den Hof der Roten Schule und betrachteten durch Glasscheiben die riesige Versteinerung und einige alte Grabplatten. Die Gerbergasse entlang ging es elbwärts und zum namenlosen Fußweg entlang der Hochuferstraße bis zum Stadtpförtchen. Am Theaterplatz, der zur Hochwasserzeit an seine Vergangenheit als Hafenbecken gemahnt, freuten wir uns, dass das Haus "Zur Sonne" wieder aufgebaut wird. Der Baderberg war noch gesperrt, auch die Theaterpassage, der Weg zur Lorenzgasse führte uns deshalb über die Leipziger Straße. Die schönen Giebel an der Stelle des einstigen Laurentiusspitals werden auch bald saniert. Hier sollen Wohnungen entstehen.

Gegenüber vom Spatzenbrunnen steht das Haus von Louise Otto-Peters, dahinter sieht man schon den Winkelkrug. Nun ist es nicht mehr weit bis zur Burg.

Leider konnten wir nicht in die St.-Afra-Kirche, wo wir das Denkmal des "Schönen Schleinitz" besichtigen wollten.

Der Fleischsteg ist abgebildet im Buch "Alt-Meissen in Bildern" von Wilhelm Loose (1839 - 1903).