Vom Brausenstein nach Rosenthal

Ganz in der hintersten Ecke der Sächsischen Schweiz, an der tschechischen Grenze, liegt das Bielatal. Traumhaft schön ist schon die Anfahrt mit dem Bus von Pirna oder Königstein über die Höhen mit dem weiten Blick, obwohl man ziemlich nahe an der Uranbergbauhalde der Wismut vorbeifährt. Hier ist altes Bergbau- und Hüttengelände, schon seit dem späten Mittelalter. Kunstvoll steuert der Fahrer durch die scharfen Kurven, vorbei am Gasthof Hermsdorf, der nun auch zum Verkauf steht, an der kleinen hölzernen Kapelle von Bielatal, so liebenswert anzusehen mit ihrem knubbligen Türmchen, am Hammerwerk Neidberg - hui, ist das schick restauriert - wo anfangs des 19. Jahrhunderts die Hammerschmiede-Dynastie  Luger wirkte, nachdem der Betrieb im 18. Jahrhundert aus Mangel an Holz beinahe geendet hätte  - zur Haltestelle "An der Harfenfichte" (jetzt: Brausenstein). Hier beginnt der "Touristische Fußsteig zum Brausenstein" - gewarnt wird vor steilen Treppen auf einem Extra-Schild - und wird nicht versäumt, darauf hinzuweisen, dass der Steig aus dem 19. Jahrhundert 2002 durch eine ABM-Maßnahme wiederhergestellt wurde. 

Ebenso wird mit Pietät der nicht mehr vorhandenen Harfenfichte gedacht, die sich "auf und an diesem Felsblock" befand und im "volksmündlichen Sprachschatz" den Namen des Areals dieses Buswartehäuschens prägte! Man könnte eine ganze Kulturgeschichte dieser grünen, weiß beschrifteten Täfelchen schreiben, die Sachsen mit einem dichten Netz heimatkundlicher Informationen überziehen, und für die immer Geld vorhanden zu sein scheint, auch wenn es für luxuriösere touristisch-kulturelle Errungenschaften wie eine Toilette nicht reicht. Die Höhlen oben am Hang sind denn auch mit zahlreichen Papiertaschentüchern als trauriger Ersatz einer solchen gekennzeichnet.

Der Hochofen Brausenstein, 1979/80 als Denkmal wieder hergestellt, ist ebenfalls von Informationstafeln umgeben. Das einstige Hammerwerk, direkt am Bach gelegen und 1410 erstmals erwähnt, ist gänzlich verschwunden. Hier wurde Eisenerz aus Berggießhübel mit dem wassergetriebenen Hammer "gepocht", erst 1673 kam der Hochofen dazu. Das Eisen aus dieser Hütte, die den Namen Amts-Hammer trug, ging in die kurfürstliche Eisenkammer nach Pirna.

Am Hochofen beginnt die Parkanlage Jagdschloss Bielatal, mit mehreen Ferienwohnungen und einer eigenen Facebook-Seite.

Der Ortsteil Schweizermühle hat, wie der Brausenstein, eine weit zurückreichende Montangeschichte. 1473 wurde der "Rosentaler Hammer" erstmals in einer böhmischen Urkunde erwähnt. Erst 1503 kam er an Sachsen und erhielt den Namen "Oberhütte". Der Hofmaler Johann Georg I., Christian Schiebling, erwarb 1640 die Anlage, von einem späteren Besitzer wurde auch hier ein Hochofen erbaut. Seit 1824 gab es ein offizielles Gasthaus, das 1824 den Namen Schweizermühle erhielt. Bald darauf entstand hier eine gigantische Kaltwaserheilanstalt, wo auch der letzte sächsische König seiner Gesundheit zuliebe einkehrte. Bis zur Wende gab es hier ein Altersheim.

Einige der alten Villen sind inzwischen sehr schön restauriert. Von der Straße, die gerade am Wochenende heftig befahren wird, führen mehrere kleine Wanderpfade zur Höhe hinauf. Der Aussichtspunkt "Berthablick" war bis vor kurzem gesperrt, doch sehr vertrauenerweckend sieht auch das neue Brücklein über den Abgrund nicht aus. Ein Stück weiter bietet die "Kleine Bastei" eine tollen Ausblick auf den riesenhaften Parkplatz.

Zwei Felsenkessel liegen im Hang über der Schweizermühle verborgen, einst gemeinsam mit dem Namen "Syrenengrund" bezeichnet. Der eine wurde einst vom Fabrikbesitzer Döhlitzsch als Gedenkstätte für seine Mutter eingerichtet und später von der Maggi-Gesellschaft, der die Kaltwasser-Heilanstalt gehörte, zu einem Gedächtnishain für ihre kriegsgefallenen Mitarbeiter umgestaltet. Der andere Felsenkessel, Rosengarten genannt, war früher der Schauplatz für Konzerte und Schulfeiern.

Der Imbiß "Räuberhütte" ist ganz neu und im Garten sitzt man sehr gemütlich, mit Felsenblick. Hinter dem Grundstück führt ein Pfad zur Sophienquelle oder dem Siebenwasser mit einem kleinen Pavillon. Hier beginnt ein schattiger, versteckter Pfad parallel zum Korbfeilenweg, aber auch der Aufstieg zum Felsen "Nachbar". Der Pfad trifft schließlich wieder auf den Korbfeilenweg, wo die Alte Rosenthaler Straße, auch Eisenweg, Oberhüttscher Berg oder einfach O-Weg genannt, hinauf nach Markersbach führt.

Wir bleiben aber im Bielatal und laufen die Richtung Ottomühle - plötzlich eine Reihe Fahrzeuge eines Filmteams. Heute wird der Forststeig eröffnet, die neue Trekkingroute, die nur im Sommerhalbjahr begehbar sein soll. Hier beim Aufstieg zur Johanniswacht kreuzt er die Straße.

Kurz vor der Ottomühle hat ein Kiosk eröffnet, der anscheinend alle Gäste an sich zieht. Die Ottomühle ist wohl zu vornehm geworden für die einfachen Wandersleute, was auch ein Blick auf die ausgehängte Preisliste bestätigt. Ich kenne sie noch mit dem Charme eines Betriebskinderferienheims, das ist vorbei. Weiter geht es zum Mühlsteig, der hinaufführt nach Rosenthal. Der böhmische Wind pfeift über de Rapsfelder, noch ein Blick zum Hohen Schneeberg. Gleich kommt der Bus nach Pirna.